Fairer Handel und die SDGs

Die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen
Sie bilden die Leitlinie für eine Zukunft ohne Armut und Hunger, in der alle Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung haben und in der die Umwelt und das Klima geschützt werden. Und sie dienen als Gerüst, das Regierungen, aber auch Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaftsunternehmen und Zivilgesellschaft, mit Leben füllen müssen, um mehr Nachhaltigkeit im Norden und Süden zu erreichen.

Die meisten UN-Nachhaltigkeitsziele nehmen Bezug auf Ernährung und Landwirtschaft.
Die SDGs und die Ziele des Fairen Handels bilden eine Schnittmenge:
- in den Anbauländern für Produkte aus Fairem Handel im globalen Südens,
- für Hersteller und Verbraucher*innen im globalen Norden.

Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
Der Faire Handel hilft, Armut zu überwinden, indem er für seine Partner im Süden faire Handelsbedingungen schafft: Dazu gehören faire Löhne und verlässliche Preise, die das Einkommen der Produzentinnen und Produzenten erhöhen. Durch den Fairen Handel erhalten die Kleinproduzenten außerdem Zugang zum Markt. Langfristige Handelsbeziehungen geben Stabilität und Perspektive, sodass die Partner in ihre Zukunft investieren können.

Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Kleinbauern mit weniger als zwei Hektar Land liefern nach wie vor 70 Prozent der Nahrungsmittel weltweit. Die Kleinproduzent/-innen brauchen ein stabiles und langfristig planbares Einkommen, um in ihre Betriebe investieren zu können und langfristige Lebensmittelsicherheit für ihre Familien zu erreichen. Hier setzt der Faire Handel an, indem er die Produzent/-innen bei der Umsetzung nachhaltiger Anbaumethoden unterstützt, ein sicheres und stabiles Einkommen gewährleistet und den Aufbau starker Organisationen fördert, die Bauern den Zugang zu Märkten und Krediten erleichtern.

Ziel 5: Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
60 bis 80 Prozent aller Lebensmittel weltweit werden von Frauen produziert. Frauen in der Landwirtschaft machen in ärmeren Ländern einen Anteil von bis zu 70 Prozent der Arbeitskräfte aus. Nach Angaben der FAO kann die Zahl der Hungernden weltweit um 150 Millionen verringert werden, würde man Geschlechterungerechtigkeit endlich überwinden.
Der Faire Handel legt besonderen Stellenwert auf die die Förderung von Frauen (Empowerment, Schulungen), damit diese sich gleichberechtigt an der Landwirtschaft beteiligen können, Arbeiterinnen auf Plantagen gerechte Löhne erhalten und letztlich über Mittel verfügen, ihre Zukunftschancen aus eigener Kraft zu verbessern.

Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive
Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle
Über eine Milliarde Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Der Agrarsektor beschäftigt weltweit ein Drittel aller Arbeitskräfte. Die Arbeitsbedingungen sind oft sehr prekär. Davon betroffen ist auch die Mehrheit der Handwerksproduzent/-innen. Inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum lässt sich nur erreichen, wenn Bauern über solide Existenzgrundlagen und alle Beschäftigten über einen vertraglich gesicherten Arbeitsplatz verfügen. Dazu gehört ein stabiles und sicheres Einkommen, mit dem sie nicht nur überleben sondern sich entwickeln können. Außerdem muss Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet sein. Dafür
setzt sich der Faire Handel ein: Stabile Mindestpreise, ILO-Kernarbeitsnormen – wozu auch die Verhandlungsfreiheit gehört – Ausschluss ausbeuterischer Kinderarbeit, unbefristete Arbeitsverträge, Sicherheit am Arbeitsplatz etc.

Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster zu sorgen setzt voraus, dass Strategien und Marktstrukturen gefördert werden, die soziale Integration und wirtschaftliches Wohl
innerhalb der planetarischen Grenzen begünstigen. Nachhaltigere Ergebnisse lassen sich erzielen, indem die vorbildlich agierenden Marktteilnehmer belohnt werden und ein Ansporn
für diejenigen geschaffen wird, die noch keine fairen und ökologischen Standards in ihr wirtschaftliches Handeln integriert haben.

Die Lösung findet sich in der geteilten Verantwortung:
· durch eine gesetzlich verankerte Berichtspflicht für Unternehmen für ihre sozialökologische Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette,
· durch verbindliche Beschaffungsvorschriften für die öffentliche Verwaltung,
· durch Anreize für Verbraucher, ihr Einkaufsverhalten auf ökologische und faire Produkte umzustellen.

Der Faire Handel…
· bringt bewusste Konsument/-innen und Produzent/-innen zusammen.
· macht vor, wie nachhaltige Wirtschaftspraktiken und Unternehmensverantwortung entlang der Lieferkette funktionieren.
· setzt sich durch Lobby- sowie Öffentlichkeitsarbeit für gerechte Handelspraktiken, Verbesserung der Spielregeln der globalen Wirtschaft, für nachhaltigen Konsum, Unternehmensverantwortung und verantwortungsvolle öko-faire öffentliche Beschaffung ein.

Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Die sich immer mehr häufenden Überschwemmungen, die Veränderung der Regen- und Trockenzeiten, Regenausfälle und zunehmende Dürreperioden stellen eine spürbare Bedrohung u. a. für die landwirtschaftliche Produktion auf beiden Seiten der Erdkugel dar.
Der Klimawandel ist bereits seit Jahren eine der großen Herausforderungen für den Fairen Handel und droht seine positiven Wirkungen zu torpedieren. Der Faire Handel spielt eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel und dessen Bekämpfung. Im Fairen Handel wird technische Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel geleistet, werden klimafreundliche Produktionsweisen gefördert und Beratung zum Aufbau nachhaltiger Anbaumethoden gegeben.

Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive,rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Von Beginn an hat sich der Faire Handel auf den Aufbau demokratischer Strukturen konzentriert. Die Produzent/-innen werden ermutigt, Rechenschaft von ihren Organisationen einzufordern, lohnabhängig Beschäftigte von ihren Arbeitgebern sowie Verbraucher von Herstellern. Im Fairen Handel wird Empowerment großgeschrieben. Dazu gehört die Stärkung der Kapazitäten, die eigenen Interessen gegenüber Behörden und anderen Machtträgern zu vertreten sowie die eigenen Ziele auf nationaler und internationaler Ebene zu verfolgen.

Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
Die Machtverhältnisse entlang der Produktionskette sind ungleich verteilt. Markenhersteller und Händler teilen sich gut 80 Prozent des Werts einer Lieferkette. Produzent/-innen und
Beschäftigte sind oft vom Zugang zu globalen Märkten, von der Teilhabe am Marktwert sowie von fairer Entlohnung ausgeschlossen und haben kaum Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten bei politischen Prozessen, die sie direkt betreffen. Verbindlichen Regelungen für gerechten Handel für alle kommt eine wichtige Hebelfunktion bei der Umsetzung der internationalen Entwicklungsziele zu. Z. B. sollte der Wert innerhalb der Lieferketten unter allen Beteiligten gerecht aufgeteilt sein. Die Fair Handels-Akteure sind mit relevanten Stakeholdern sehr gut vernetzt und vertreten die Interessen der Kleinproduzent/-innen auf der politischen Agenda.


Quelle Gepa: Die Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) und der Faire Handel